Wenn Du als Nostalgiker daran hängst, kiloweise Münzen in Deiner Geldbörse mit Dir herumzuschleppen, solltest Du nicht weiterlesen. Dasselbe gilt, wenn Dir Tränen der Rührung kommen, wenn die Omi vor Dir an der Kasse minutenlang den Betrieb aufhält, weil Sie es „passend“ hat.
Aber seien wir mal ehrlich: Es geht doch längst auch ohne Bargeld. In den skandinavischen Ländern stellt das niemand mehr infrage. Aber viele Deutsche hegen noch immer einen sektenhaften Kult rund ums analoge Bezahlen.
Nur Bares ist Wahres. Amen!
Wer’s glaubt, wird nicht gleich selig. Aber er oder sie gefällt sich meist doch in der Rolle als Bewahrer traditioneller Werte. Nicht selten werden Horrorszenarien von totaler Überwachung entworfen, wenn künftig „der Staat“ oder wahlweise „die Konzerne“ wissen, dass Du vor zwei Wochen für 44,76 Euro bei Aldi eingekauft hast.
Dabei bekommen Neukunden bei vielen Banken nicht nur ein Girokonto mit Prämie, sondern auch eine Bezahlkarte kostenlos dazu.
Wir finden, es ist an der Zeit für eine Abschaffung des Bargelds. Hier verraten wir Dir, wieso.
Bargeld abschaffen pro contra – diese Gründe sprechen dafür:
1. Bargeld ist unsicher und hilft Kriminellen
Hast Du Dich beim Bezahlen mit Kreditkarte oder Girocard schon einmal gefragt, ob Dir die Bedienung im Café nicht gerade zwei Euro zu wenig herausgegeben hat? Nein? Wir uns auch nicht. Bei der Barzahlung hingegen spielt die Unsicherheit nicht nur beim Rückgeld immer mit.
Scheine und Münzen gehen nicht nur leichter verloren. Auch Taschendiebe freuen sich an belebten Plätzen über die prallen deutschen Portemonnaies.
Und welche Geldautomaten sollen kriminelle Banden eigentlich in Zukunft mitsamt der angrenzenden Wohnhäuser in die Luft sprengen, wenn wir alle nur noch bargeldlos zahlen? Wohin mit dem Schwarzgeld aus dubiosen Quellen?
Klar gibt es Kriminelle auch ohne Bargeld. Aber wirst Du unverschuldet Opfer von Kreditkartenbetrug, wer zahlt den Schaden? Genau, außer einer niedrigen Selbstbeteiligung bekommst Du Dein Geld in der Regel einfach wieder zurückerstattet. Solange Du nicht gerade grob fahrlässig Deine PIN verraten hast.
Geklautes Bargeld? Ist halt einfach weg.
2. Bargeld ist unhygienisch
Spätestens die Corona-Pandemie schien den Anfang vom Ende des Bargelds auch in Deutschland einzuläuten. Denn Bargeld kann ein Nährboden für Keime und Bakterien sein.
Da war es nur folgerichtig, dass zur Vermeidung von Ansteckungen eine große Zahl an Bundesbürgern vermehrt auf kontaktlose Kartenzahlungen umstieg. Schließlich ist hier für Zahlungen unter 50 Euro meist nicht einmal eine PIN-Eingabe notwendig. Einfacher geht’s nicht.
Trotzdem bleibt die Frage: Setzt sich der Trend auch ohne Bargeld-Abschaffung 2024 fort?
3. Bargeld ist ineffizient
Stell Dir vor, Du musst nie wieder nach dem passenden Wechselgeld oder dem nächsten Geldautomaten suchen. Für alle, die so oft wie möglich mit Karte oder kontaktlos und sicher mit dem Smartphone bezahlen gibt es diese bessere Zukunft schon heute.
Denn bargeldlose Zahlungen sind effizient und bequem. Mit einer einfachen Karte oder Deinem Handy kannst Du Transaktionen schnell und mühelos durchführen. Das spart Dir enorm viel Zeit und erleichtert Deinen Alltag.
Wenn es denn überall funktionieren würde und einige Läden ihre Kunden nicht mit Mindestumsätzen bei Kartenzahlung oder einem ur-germanischen „Cash only“ traktieren würden.
4. Bargeld ist intransparent
Bargeldlose Transaktionen hinterlassen digitale Spuren. Das macht es sehr viel transparenter, wenn Geld von A nach B wandert.
Bisher ist Deutschland ein Paradies für Geldwäscher. Mit dem Geldkoffer eine Luxus-Immobilie kaufen? Die Größen der Unterwelt geben sich in Deutschland seit Jahren sprichwörtlich die Klinke in die Hand.
Aber auch für uns Normalos bieten bargeldlose Bezahlarten viele Vorteile wegen ihrer höheren finanziellen Transparenz. So kannst Du beispielsweise Deine Ausgaben leichter nachverfolgen und so Deine Budgets für verschiedene Zwecke effektiver verwalten.
Interessante Statistik: Deutsche mögen es altmodisch
Laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) von Herbst 2023 ziehen es immer noch viele Deutsche vor, bar zu bezahlen. Während die führenden Norweger innerhalb eines Jahres etwas mehr als 700 Zahlungen bargeldfrei durchführten, zückten Deutsche im Durchschnitt bei gerade einmal 284 Bezahlvorgängen ihre Girocard, Kreditkarte oder das Smartphone.
Damit landet Deutschland weit abgeschlagen auf dem zwölften Platz von 17 untersuchten europäischen Ländern. Immerhin scheinen die Menschen in Italien, Spanien oder auf Malta noch mehr mit modernen Payment-Lösungen zu fremdeln.
Ihre tief verwurzelte Bargeldkultur lassen sich die Bundesbürger also so schnell nicht abgewöhnen. Eine denkbare Begründung könnte der Lieblingssatz in teutonischen Amtsstuben sein: "Das haben wir schon immer so gemacht."
5. Bargeld ist teuer
Oftmals führen die Vorkämpfer der Bargeld-Fraktion die vermeintlich hohen Gebühren an, die bei Kartenzahlungen an die Firmen hinter den Kartensystemen fließen. Tatsächlich verdienen diese bei jeder Zahlung mit. Welche Kosten den Verkäufern dabei entstehen, ist jedoch sehr unterschiedlich. Insbesondere mit bei Zahlungen mit der Girocard sind die Gebühren für Händler verschwindend gering.
Was hingegen häufig vergessen wird, ist: Der logistische Aufwand rund um Bargeld ist enorm groß und keinesfalls kostenfrei. Gerade für die Inhaber kleiner Geschäfte wie Bäckereien, Friseure oder Schreibwarenläden ist dies mit erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden.
Wechselgeld muss herangeschafft und wieder auf die Bank gebracht werden – häufig gegen eine Gebühr. Die Abschaffung von Bargeld könnte diese Kosten minimieren und Ressourcen freisetzen, die sich für sinnvollere Zwecke nutzen ließen.
6. Bargeld ist rückständig
Indem wir das Bargeld abschaffen, ebnen wir den Weg für innovative Zahlungsmethoden. Von Kryptowährungen bis hin zu biometrischen Zahlungslösungen – eine bargeldlose Gesellschaft könnte technologischen Fortschritt fördern und die Art und Weise, wie wir Geschäfte tätigen, revolutionieren.
Wieso gefällt sich ein Großteil der Gesellschaft trotzdem in der selbstgewählten Rückständigkeit? Löst das Klimpern der Münzen und das Rascheln der Banknoten sentimentale Glücksgefühle aus? Ist es eine diffuse Angst vor allem Neuen?
Schließlich existieren auch rund um Kreditkarten viele Mythen, etwa dass diese schlecht für die Schufa seien.
Fazit: Steht die Bargeld-Abschaffung kurz bevor?
Mit einer Giro- oder Kreditkarte, einem Smartphone oder einem Wearable wie einer Smartwatch kontaktlos zu bezahlen bietet haufenweise Vorteile. Schließlich tragen die meisten von uns ihre smarten Geräte ohnehin bei sich. Die Plastikkarten wiegen zudem nur wenige Gramm und tragen in der Geldbörse kaum auf.
Demgegenüber ist die Liste der Nachteile von Bargeld, wie oben gesehen, sehr lang. Verschwindet die Barzahlung also bald aus unserem Alltag?
Danach sieht es leider nicht aus. Auch wenn es immer wieder Gerüchte gibt, eine bestimmte Partei oder „die EU WILL BARGELD ABSCHAFFEN 2025 !!!“: Realistisch ist das trotz Plänen zu einem digitalen Euro vorerst nicht.
Letztlich wäre schon vieles gewonnen, wenn es wenigstens eine Pflicht für den Einzelhandel gäbe, kontaktlose Kartenzahlungen zu akzeptieren. Aber die Digitalisierung hat es in Deutschland eben auch beim Bezahlen nicht leicht.
Und so werden wir wohl noch einige Zeit ein Säckel voll Münzgeld mit uns herumschleppen. Ganz so wie es schon die alten Römer und andere antike Kulturen machten. Sollten wir nicht langsam etwas weiter sein?
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